Dienstag, 23. April 2024

... zwischen zwei Jubiläen ...

Die letzte und einzige Auflistung "Veröffentlichungen und Gaben der Pirckheimer-Gesellschaft und mit ihrer Unterstützung entstandene Publikationen" erschien 1991 für die ersten 35 Jahre des Bestehens dieser Gesellschaft, von dem bis zum Jahre 2000 Vorstandvorsitzenden Hartmut Pätzke, der am 23. März letzten Jahres verstarb, verdienstvoll zusammengestellt und herausgegeben.
32 Jahre nach Erscheinen dieser Liste fand ich jetzt in einem Antiquariat zum ersten Mal einen Titel, der dort versehentlich keine Erwähnung fand - Grund genug, ihn hier vorzustellen.

Es handelt sich um eine signierte Original Aquatinta-Radierung des Freiberger Künstlers und Fotografen Joachim Jansong "... zwischen zwei Jubiläen ...", die 1985 in einer von Horst Hillmer herausgegebenen Vorzugsausgabe aus Anlass der Retrospektive der 21. bis 40. Galerieausstellung im Fliesenwerk Boizenburg erschien. Das Blatt, dem ein Text von Hermann Hesse beiliegt, ist dem 300. Todestag von Johann Sebastian Bach gewidmet. Das in einem Umschlag eingelegte Blatt erschien in einer Auflage von 36 Exemplaren im A4-Format, die Platte misst 23 x 14,3 cm.
Satz und Druck übernahm die Leipziger Buchdruckerei Jürgen Risse, die Gestaltung lag in den Händen von Dietrich Wenzel.
Joachim Jansong (1941 - 2022) studierte an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, später u.a. bei Albert Kapr und Walter Schiller an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, an der er ab 1992 Professor und Dekan des Fachbereichs Fotografie und Malerei war.
Fotografie mit druckgraphischen Techniken wie Siebdruck oder Radierung sowie malerischen Mitteln zu verbinden, begann er Ende der 70ger Jahre.

Welttag des Buches

Am 23. April ist "Welttag des Buches". An diesem Tag bietet die Österreichische Nationalbibliothek freien Eintritt und kostenlose Führungen im Literaturmuseum an.

Die Dauerausstellung des Literaturmuseums präsentiert die Vielfalt und Vielstimmigkeit der österreichischen Literatur seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Unterschiedliche Medien wie Handschriften von Johann Nestroy oder das originalgetreu erhaltene Arbeitszimmer Franz Grillparzers laden zu einer faszinierenden Entdeckungsreise durch die Welt der österreichischen Literatur. Auch ungewöhnliche Objekte wie Peter Handkes Wanderstock oder eine Uniform, wie sie Arthur Schnitzlers "Leutnant Gustl" getragen hat, erwarten die Gäste.
Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek
© Österreichische Nationalbibliothek/Pichler
Ausgangspunkt der neuen Sonderschau "'ich denke in langsamen Blitzen'. Friederike Mayröcker. Jahrhundertdichterin" ist ihre legendäre Wiener Schreibwohnung, ein Zetteluniversum am Übergang zum digitalen Zeitalter: In ihr türmte sich eine riesengroße Masse an Zetteln, Manuskripten, Büchern, Korrespondenzen, Kunstwerken und Alltagszeug zu Bergen, unter denen Möbel und Inventar zunehmend verschwanden. Die umfangreiche Schau bietet Einblicke in ihren alle Dimensionen sprengenden Nachlass. Sie zeigt die enge Verbindung von Leben und Schreiben anhand von zahlreichen erstmals veröffentlichten Manuskripten, Briefen, Lebensdokumenten, Fotografien und Zeichnungen. Eine Virtual Reality-Installation lädt die Besucher dazu ein, in Friederike Mayröckers Schreibräume einzutauchen und die Dichterin im O-Ton zu hören.

23. April 2024

Literaturmuseum
Johannesgasse 6, 1010 Wien

Montag, 22. April 2024

Der Sammler auf Reisen in den digitalen Letternwüsten

Was dem Frauenzimmer erlaubt sey.
1750 ist bei Breitkopf in Leipzig eine Gratulationsschrift im Umfang von 16 Seiten für Herrn Urban Friedrich Benedict Brückmann aus Wolfenbüttel (1728–1812) erschienen, „als er die höchste Würde der Arzeneykunst“, den Doktortitel, an der Julius-Carls-Universität in Helmstedt erworben hatte. Verfasst wurde der Text von seinem Kollegen, dem Mediziner Friedrich Börner (1723–1761), Mitglied der „Leopoldina“, der Römisch Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.

Die Schrift, im Internet aufrufbar, ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert.

Sie ist entgegen den damaligen Bräuchen nicht in Latein, sondern in Deutsch verfasst, und es wird in ihr die Frage erörtert, ob es „dem Frauenzimmer erlaubt sey, die Arzeneykunst auszuüben“. Die deutsche Sprache wählt der Verfasser „mit gutem Vorbedacht“, damit „ihr Frauen euch nicht mit der Unwissenheit entschuldiget“. Vielmehr soll der Text zur „Lehre und Warnung“ dienen, und dem „Frauenzimmer“ wird aufgegeben, ihn aufmerksam zu lesen und künftig danach zu handeln. (S. 8)

Seinem künftigen Kollegen erklärt Börner, dass Theologen und Juristen sogleich nach Beendigung des Studiums ein gutes Einkommen erwarten dürfen, während der Arzt, „prangt er gleich noch so schön mit dem großen D; zeigt er sich gleich mit noch so gravitätischen Schritten auf den Straßen; ziert ihn gleich Kleid, Perrüque und Hut noch so schön“, oft lange vergeblich wird warten müssen, ehe sich ein Kranker meldet, „der von ihm auf den Kirchhof versetzet seyn will“. Wie die Bönhasen den zünftigen Handwerkern, so machen Quacksalber, Barbiere, Feldscherer, Bader und Apotheker dem Arzt Konkurrenz, auch „Geistliche und Weltliche, Juden und Mönche, Kramer, ja sogar alte Weiber, Schäfer und Scharfrichter“ erlauben sich Übergriffe in die „Arzeneykunst“, teils durch „abergläubische, altvettelische und gottlose“ Curen, womit sie die Kranken eher zugrunde richten als sie zu heilen.

Börners negatives Urteil über das „Frauenzimmer“ ist auch durch Berichte über gelehrte Frauen, die Kranke behandelt haben, wie „Margarethe in Pohlen, Fantula von Rogiero oder Hildegard von Bingen“ nicht zu erschüttern. Seine misogynen Ansichten gipfeln in dem Satz: „... das weibliche Geschlecht ist völlig von der ausübenden Arzneykunst auszuschließen, und durch obrigkeitliche Befehle davon abzuhalten“. (S. 13) Ihr Amt ist vielmehr „die Küche zu verwalten und das Hauswesen in Acht zu nehmen“. Denn zur Heilkunst gehört „auch etwas mehrere Wissenschaft [. . .] als die, welche die Weiberchen aus der Frau Großmutter ihren Handkörbchen haben“. (S. 14)

Über soviel gockelhafte Überheblichkeit kann die heutige Leserschaft nach fast 300 Jahren nur den Kopf schütteln. Wir sollten aber auch nicht versäumen, einmal vorauszuschauen und zu überlegen, ob in 300 Jahren nicht vieles, was gegenwärtig herrschend ist, dann ebenso lächerlich und veraltet erscheinen könnte.

(Ulrich Goerdten)

Der Druck zum Tage

Immanuel Kant (* 22. April 1724 im Preußischen Königsberg
Handpressendruck auf Spechthausen Bütten mit den
gleichen Fraktur-Lettern wie die Erstausgabe von 1795
BFS Edition 2022

Sonntag, 21. April 2024

Jahresversammlung der Schweizerischen Bibliophilen

Die Jahresversammlung der Schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft findet 2024  in Mariastein und Liestal statt.
Am ersten Tag besuchen die Teilnehmer die Klosterkirche und Bibliothek in Marieastein. Die Klosterbibliothek vermittelt ein über Jahrhunderte gesammeltes «Universalwissen». Sie versteht sich als Wissensspeicher der abendländischen Kultur. Dies gilt im Besonderen für den historischen Buchbestand: Er ist nicht nur durch ein breites Spektrum mit den Sachgebieten Theologie, Geschichte, Kunst und Musik, Literatur, Philosophie und Naturwissenschaften, sondern auch durch die sprachliche Vielfalt und die polyglotten Bücher gekennzeichnet. Abends findet dann die Generalversammlung und ein Nachtessen statt.
Am Sonntag steht u.a. eine Führung im Dichtermuseum Liestal mit Objekten zur Geschichte und zum Brauchtum der Stadt Liestal sowie Highlights aus den Dichternachlässen, die das DiStL aufbewahrt, wie die literarischen (Teil-)Nachlässe der Revolutionsdichter Georg und Emma Herwegh, des Literaturnobelpreisträgers Carl Spitteler, des «Literaturpapsts der Schweiz» Josef Viktor Widmann und anderer Schriftsteller und Schriftstellerinnen auf dem Programm.

25./26. Mai 2024

Mariastein und Liestal 

Samstag, 20. April 2024

Schrift-Performances in Offenbach

Fotos aus den Performances: „Der Prophet fragt nach“ von Tanja Leonhardt und „Mutternacht“ von Sigrid Artman
  • Alles dreht sich spiegelt das ewige Prinzip der sich ablösenden, einander bedingenden und durchdringenden Dualitäten: Licht /Dunkel, Entstehen/Sterben, Tod/Leben, ... verschränkt im endlosen Reigen schreibender Hände, zerreißender Hände. 
  • Aus uralten sumerischen Mythen treten uns die Schattenschwestern Inanna und Ereschkigal entgegen. Heute erkennt die Psychologie den Schatten in jedem einzelnen von uns, in Familien und Gesellschaften. Wie im Mythos geht es auch im eigenen Ich um eine Befriedung der Gegensätze, um das Anerkennen und Würdigen des Andersartigen im Schatten. 
  • Schattenschwester Die Seele ist ein Durchgangsort der Zeit Vielleicht meint Augustinus mit diesem Rätselwort die Unverletzbarkeit der Seele in ihrer Wahrheit als Anteil des Göttlichen. Welches Schicksal wir auch wählen oder uns im Laufe der Zeit zuteil wird - in diesem Denkmodell wird es die Seele lediglich passieren.
Konzepte: Tanja Leonhardt und Sigrid Artmann, Musik: Tanja Leonhardt und Stephan Flommersfeld.
Sigrid Artmann ist Schriftkünstlerin, Autorin und Dozentin aus Ludwigsburg. Für ihren eigenwilligen Stil wurde sie mit hochkarätigen Preisen ausgezeichnet. Ihre Arbeiten sind in internationalen Ausstellungen und Sammlungen vertreten.
Tanja Leonhardt, die schon Gast bei den Berliner Pirckheimern war. studierte Schriftkunst in Mainz und arbeitet heute u.a. in den Bereichen Künstlerbuch, Landart und Videopoetry. Sie unterrichtet klassisches und freies Arbeiten mit Schrift und Schrift-Performance. Sie lebt und arbeitet im Rhein-Main-Gebiet. 

4. Mai 2024, 20:30 / 21:30 / 22:30 Uhr

Klingspor Museum
Herrnstr. 80, Offenbach

Freitag, 19. April 2024

Lesung der Bücherkinder in der Landesvertretung Brandenburg

Die Bücherkinder Brandenburg laden mit der Pirckheimer-Gesellschaft, der Christa Wolf Gesellschaft und der Anna-Seghers-Gesellschaft die Öffentlichkeit gemeinsam mit der Staatskanzlei des Landes Brandenburg zu einer Präsentation der Bücher der letzten Jahre ein, die die Bücherkinder Brandenburg zu anstehenden gesellschaftlichen Fragen geschrieben haben.
Dabei sind Bücher wie „Pax questuosa – ein Friedensbuch“ und „Die Farben der Kindheit“ mit Texten zur Kindheit von Jurek Becker, Franz Fühmann, Günter Grass und Christa Wolf.
Außerdem lesen die Bücherkinder auch aus „Du liebe Hühnerkastanie“ - Postkartenpoesie à la Jurek Becker und manche Zugabe. Es lesen mit den Kindern auch Vertreterinnen und Vertreter der drei oben genannten Gesellschaften.

17. Juni 2024

Vertretung des Landes Brandenburg beim Bund
In den Ministergärten 3, Berlin-Mitte

Thüringer Wasserzeichen

Im Januar 2024 wurde im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek die Erschließung von über 17.000 Thüringer Wasserzeichen (in Originalpapieren oder als Pausen) auf Einzelblattebene abgeschlossen. Die Datensätze sind nun im Online-Katalog weltweit verfügbar.Die Wasserzeichen werden mit einer Spezialkamera aufgenommen.
Arbeit an der Wasserzeichen-Kamera. Foto: DNB, Julia Rinck
Damit ist ein weltweit einmaliger, äußerst dicht belegter Bestand an digital eingearbeiteten Papiermühlen, Papiermacher*innen und Wasserzeichenbelegen entstanden. Dieser ermöglicht es, vergleichende Untersuchungen der erschlossenen Wasserzeichen vorzunehmen, die wiederum papiergeschichtliche und musikwissenschaftliche (etwa in der Bachforschung), wie auch kunsthistorische, literatur- und buchwissenschaftliche Forschungen untermauern können.

Wasserzeichen sind ein Herkunfts- und Qualitätsmerkmal vor allem handgeschöpfter Papiere. Die filigranen Marken entstehen durch auf dem Schöpfsieb aufgebrachte Drahtfiguren:
uf diesen Drähten legt sich beim Schöpfen des Papiers weniger Fasermasse ab als auf den tieferen Teilen des Siebes; das Blatt ist an diesen Stellen dünner, dadurch erscheinen diese Partien im Durchlicht als helle Zeichen im Papier.
Die Wasserzeichensammlung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek ist mit mehr als 400.000 Objekten die weltweit größte Sammlung ihrer Art. Sie enthält sowohl originale Papiere als auch Reproduktionen von Wasserzeichen (Handpausen oder Kopien). Die Wasserzeichenbelege dienen als Grundlage für die Echtheitsprüfung sowie die Herkunfts- und Altersbestimmung von Papieren.
In Thüringen gab es im Vergleich zu anderen Landschaften besonders viele Papiermühlen. Ein Grund dafür sind die günstigen Wasserverhältnisse, die für die Anlage von Papiermühlen Voraussetzung waren. Menge und Qualität des Wassers waren sowohl als Antriebskraft als auch direkt für das Papierschöpfen ausschlaggebend. Ohne gutes Wasser kann kein gutes Papier hergestellt werden.
Thüringen gilt als eines der bedeutendsten kulturellen Zentren Deutschlands, besonders im Zeitraum von der Reformationszeit bis zur Deutschen Klassik.
Der Thüringer Bestand umfasst ca. 95 Papiermühlen, etwa 500 Papiermacher und Papiermacherinnen und annähernd 25.000 Wasserzeichen, die auf über 17.000 Wasserzeichenbelegen überliefert sind. Eine solche flächendeckende Wasserzeichen-Erschließung eines größeren Gebietes über die Jahrhunderte hinweg ist weltweit einzigartig.

Die Wasserzeichen sind im Online-Katalog der Deutschen Nationalbibliothek recherchierbar unter dem Suchwort „Wasserzeichenbeleg“.

(Andrea Lothe, Julia Rinck, Margareta Schultz)

Donnerstag, 18. April 2024

zum Umgang mit arsenbelasteten Büchern

Die Uni-Bibliothek der FU Berlin klärt über die Belastung von Büchern aus dem 19. Jahrhundert mit Arsen aufgrund der Verwendung von Schweinfurter Grün bei der Einfärbung von Einbänden, Buchschnitten, Titelschildern sowie in Druck- oder Handkolorierungen von Illustrationen im 19. Jahrhundert auf, aufgrund derer sogar Ausleihsperren verhängt wurden.
"Schweinfurter Grün wurde 1805 entwickelt und enthält Arsen. Seit 1882 darf es in Deutschland nicht mehr als Färbemittel verwendet und seit 1887 nicht mehr in wässrigen Bindemitteln und in Pastell verarbeitet werden. Die Verwendung von arsenhaltigen Farben betrifft nur einen Teil der im 19. Jahrhundert veröffentlichten Bücher.

Die mögliche Gesundheitsgefährdung, die von den betroffenen Büchern ausgeht, ist nach derzeitigem Kenntnisstand als gering einzustufen. Die Universitätsbibliothek der Freien Universität wird deshalb die betroffenen Bestände weiterhin für die Benutzung an unseren Standorten zur Verfügung stellen.

Dennoch empfiehlt es sich, einige einfache Grundregeln beim Umgang mit Büchern aus dem 19. Jahrhundert einzuhalten, um unnötige Gesundheitsrisiken zu vermeiden. Hierzu gehört eine ausgiebige Handhygiene vor und nach der Benutzung alter Bücher. Zudem ist das Tragen von Handschuhen beim Arbeiten mit alten Büchern sehr zu empfehlen.
"

(Ringo Narewski und Mario Kowalak, FUB)

1 Kommentar:
Bernd Friedrich Schulz hat gesagt… (18. April 2024)
Näheres dazu lässt sich bei Wikipedia nachlesen. Und ein dort abgebildetes Selbstporträt van Goghs zeigt im Hintergrund dieses faszinierend strahlende Grün.

Mein Schiff ist seetüchtig

Das Team "Herr Hegenbarth" lädt ein zur Präsentation des neu erschienenen Künstlerbuches "Mein Schiff ist seetüchtig".
Text und Zeichnungen sind von der Künstlerin Hanneke van der Hoeven, Cornelius Brändle hat es gestaltet und herausgegeben.
Im Buch wird die Geschichte vom Schiff des Vaters der Künstlerin und ihrer gemeinsamen Reisen erzählt. Zusammen mit der Autorin durchqueren wir die Niederlande, Belgien, Frankreich und Deutschland und bekommen einen Einblick in einzigartige Jugenderinnerungen, die ihre Bildsprache und ihren künstlerischen Ausdruck geprägt haben.

Cornelius Brändle (*1956) ist Buchkünstler, Grafiker, Siebdrucker und Verleger. Hanneke van der Hoeven (*1955) ist Malerin, Zeichnerin und Schriftstellerin. Im Bereich des Künstlerbuches arbeiten sie schon längere Zeit intensiv zusammen und entwickeln viele gemeinsame Projekte. Der Ansatz von Hanneke van der Hoeven ist direkt, expressionistisch und impulsiv. Cornelius Brändle arbeitet eher konzeptuell in seiner Vorgehensweise. Diese Gegensätze befeuern eine Zusammenarbeit auf hohem künstlerischem und handwerklichem Niveau.

An diesem Abend stellen die beiden das Road-Movie über die Wasserwege Europas und das Leben mit der Familie auf dem Boot in einem Künstlergespräch in der Hegenbarth Sammlung Berlin vor.

Buchpräsentation: 24. April 2024, 19 Uhr

Sammlung Herr Hegenbarth
Laubacher Straße 38, 14197 Berlin

Mittwoch, 17. April 2024

3. BuchKunst Trier

Die BuchKunst Trier, eine kleine feine Messe für Künstlerbücher und Druckgraphik, findet 2024 zum dritten Mal statt.

29 Künstler aus Deutschland und Luxemburg werden ihre Werke präsentieren, darunter auch Barbara Beisinghoff, John Gerard und Eckhard Froeschlin.

26.-28. April 2024

Europäische Kunstakademie
Kunsthalle Trier
54294 Trier, Aachener Str. 63

Dienstag, 16. April 2024

Typen, Legenden, Storys

1968 schickte Benno Käsmayr mit seinem Freund Franz Bermeitinger erstmals den Maro Verlag ins Universum. Heute leitet seine Tochter Sarah den umtriebigen Verlag, der in Augsburg ansässig ist und sich nie vorschreiben ließ, was man an Büchern zu machen hat.
 
"Bücher die man sonst nicht findet" gibt es da, es ist ein kleiner Verlag, der sich Zeit nimmt für die Autoren und mit Herzblut ungewöhnliche und sinnliche moderne Literatur vorlegt.

Wer schon immer mal im persönlichen Begegnung etwas über das Finden, Machen und Gestalten von Büchern wissen wollte, wer sich erkundigen möchte über Bücher, die man so sonst nirgends findet - der sei am kommenden Donnerstag um 19 Uhr in die Volkshochschule Laupheim eingeladen. Florian Arnold wird moderieren und die Aegis Buchhandlung steuert den Büchertisch bei.

18. April 2024, 19 Uhr

Volkshochschule am Stadtbahnhof
König-Wilhelm-Str. 35, 88471 Laupheim

Deutsche Bilder und Köpfe

Die Walther-Rathenau-Gedenkstätte zeigt in Zusammenarbeit mit der Michael Linckersdorff Stiftung bis Ende Mai die Ausstellung "Deutsche Bilder und Köpfe" von Rainer Ehrt.

Die Ausstellung in der Beletage des Schlosses Freienwalde enthält Zeichnungen, Druckgraphik, Malerei und Skulpturen des bekannten Malers, Grafikers Illustrators, Cartoonisten, Autors und Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft Rainer Ehrt.
Etliche seiner Arbeiten haben einen Bezug zur Zeitgeschichte, was gut zu den historischen Darstellungen in der Rathenau-Gedenkstäte passt. Den Einführungsvortrag zur Vernissage hielt Prof. Dr. Martin Sabrow, Senior fellow am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam.

Ausstellung: 14. April - 30. Mai 2024

Schloss Freienwalde
Rathenaustraße 3, 16259 Bad Freienwalde
Prof. Dr. Martin Sabrow auf der Skulptur Adlerkopf  (Pappelholz)
mit Schöpfer der Skulptur Rainer Ehrt, Foto © Ralf Parkner

Montag, 15. April 2024

Zur Tätigkeit des Zentralantiquariats der DDR

Ende 2022 startete das Kooperationsprojekt der Staatsbibliothek zu Berlin mit dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste: „Das Zentralantiquariat der DDR: Verkaufswege. Empfänger. Provenienzen“.

Das Zentralantiquariat der DDR war in der Zeit seines 30-jährigen Bestehens (1959–1989) ein wichtiger Akteur im europäischen Antiquariatshandel. Als staatlich gelenkte Institution war es dabei mit besonderen Anforderungen konfrontiert. Es sollte zum einen die Bibliotheken, aber auch die DDR-Bürger mit wissenschaftlicher Literatur versorgen. In den Ladengeschäften der Leipziger Innenstadt wurde dieses Angebot auch auf modernes Antiquariat sowie Grafiken und Musikalien ausgeweitet. Zum anderen diente das ZA der Erwirtschaftung von Devisen. Dies gelang durch den Verkauf in das „Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet“. So wurden nach West-Berlin und in die BRD, nach Westeuropa bis in die USA und Japan Bücher verkauft, sowohl antiquarische Bücher als auch Erzeugnisse aus der eigenen Reprint-Abteilung, die ab 1964 Nachdrucke seltener Werke reproduzierte.

Im Sommer 2023 war eine Provenienzforscherin der Staatsbibliothek zu Berlin für drei Monate zu Gast am Deutschen Buch- und Schriftmuseum (DBSM) der Deutschen Nationalbibliothek (DNB). Sie forscht aktuell an der Staatsbibliothek zu Berlin in einem Kooperationsprojekt mit dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste zum Zentralantiquariat der DDR. Dabei sollen die Handelspraktiken des ZA und die Verkaufswege der gehandelten Bestände rekonstruiert werden, u.a. durch die Überprüfung zahlreicher Bücher in ausgewählten Bibliotheken und der Kontextualisierung der gefundenen Provenienzspuren.

Die damalige Deutsche Bücherei hatte bei der Belieferung durch das ZA einen klaren Vorteil anderen Institutionen in der DDR gegenüber. Für die Deutsche Bücherei in Leipzig, die Deutsche Staatsbibliothek (DSB) in Berlin, die Bibliothek des Instituts für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) in Berlin und die Deutsche Militärbibliothek in Dresden gab es ein befristetes Vorkaufsrecht beim ZA. Das ZA lieferte seine Antiquariatskataloge und Angebotslisten zuerst an diese Institutionen, bevor andere Interessenten Zugang dazu erhielten. Diese Kataloge und Angebotslisten sind heute zu einem großen Teil im DBSM überliefert und stehen in den Digitalisierten Sammlungen zur Verfügung.
Kataloge des Zentralantiquariats der DDR, (c) SBB-PK
Das DBSM hat in der Zeit von 1959 bis 1989 über 2.000 Titel vom ZA erworben. Darunter befinden sich neben zahlreichen antiquarischen Erwerbungen auch zeitgenössische Veröffentlichungen von Verlagen aus der DDR, die das ZA ebenso vertrieb. In den Autopsien – den Überprüfungen der Bücher auf Provenienzmerkmale – wurde eine Auswahl von ca. 2.000 Büchern aus dem 15.–21. Jahrhundert bearbeitet. Dabei konnten mehr als 1.100 Provenienzmerkmale in Form von Stempeln, Exlibris, Autogrammen, Widmungen sowie Altsignaturen und Zugangsnummern von Bibliotheken und Einträgen von Antiquariats- und Buchhandlungen ermittelt werden. Unter den Vorbesitzern finden sich zahlreiche Bibliotheken: Universitäts- und Hochschulbibliotheken, Gymnasial- und andere Schulbibliotheken, aber auch öffentliche Bibliotheken, Landesbibliotheken sowie einige Adels- und Schlossbibliotheken. Unter den Herkunftsregionen sind Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt besonders stark vertreten, sowohl aus der Zeit der DDR als auch zuvor aus dem Gebiet des Deutschen Reichs. Von den 1.100 Provenienzmerkmalen stammen wiederum ca. 400 Merkmale von Personen, von denen ungefähr die Hälfte zugeordnet werden konnte.

Sonntag, 14. April 2024

Reisebilder, Dichterportraits, Künstlerbücher

Eine Ausstellung in Backnang zeigt seit heute Reisebilder, Dichterportraits, Künstlerbücher von Eckhard Froeschlin.

Zu Vernissage sprach Ulrich Olpp eine Einführung. Auf zwei Etagen sind vor allem Radierungen, sowie eine Anzahl kleinformatiger Reise-Aquarelle, und die Bücher aus der EDITION SCHWARZE SEITE von Eckhard Froeschlin zu sehen. Zur Finissage Sonntag wird es ein Künstlergespräch mit Führung geben.

Ausstellung: 14. April - 2. Juni 2024
Finissage: 2. Juni 2024, 16 Uhr

Galerie im Helferhaus
Petrus-Jacobi-Weg 5, 71522 Backnang
Eckhard Froeschlin

Wiener Bibliophile besuchen die Werkstatt für Papier- und Buchrestaurierung

Verkleben von Rissen in einer Landkarte, Foto © Lisa Rastl
Die Wiener Bibliophilen werden bei ihrer nächsten Zusammenkunft die Werkstatt für Papier- und Buchrestaurierung der Akademie der Bildenden Künste Wien besuchen.
Die Studienrichtung Konservierung-Restaurierung steht unter der Leitung von Dr. Sigrid Eyb-Green.

24. April, 18.30 Uhr

Institut für Konservierung-Restaurierung
Augasse 2–6, 1090 Wien

Samstag, 13. April 2024

Handgefertigtes, Buchkunst und ein hochinteressiertes Publikum

Seit 1998 wird im Hamburger Museum der Arbeit, die Messe BuchDruckKunst veranstaltet. Der Name sagt zwar fast alles aus, aber wenn man hingeht, öffnen sich dem Betrachter neue Welten.

Mehr als 60 Aussteller haben am Wochenende vom 5. bis 7. April 2024 ihre Arbeiten gezeigt. Jedoch waren nicht nur Bücher zu sehen, ihr Anteil ist in den letzten Jahren zurückgegangen, sondern sehr viele kleinformatige Drucke, egal ob als Holzschnitt, Linolschnitt, Radierung, Siebdruck und Ähnlichem mehr sowie Reproduktionen solcher Werke. Das ist der Haupttrend der Veränderung in den letzten Jahren.
Etliche Aussteller sind schon zum 15. Mal auf der Messe, und dem Veranstalter Klaus Raasch ist es zu verdanken, dass auch jüngere Buchkünstler einen Ausstellerstand haben. Die Qual der Wahl, aus doppelt so vielen Bewerbungen auszuwählen, ist sicher nicht zu unterschätzen. Jedes Jahr kommen etwa 2.500 Besucher nach Hamburg-Barmbek, um sich inspirieren zu lassen, besonders schöne Stücke zu finden und diese zu kaufen. In diesem Jahr waren es laut Veranstalter rund 1.900. Im Eintrittspreis von 12 Euro sind der farbige Katalog und ein Ausstellerverzeichnis enthalten. Sicherlich werden keine ganz großen Geschäfte abgewickelt, dient doch ein Messestand in erster Linie der Kundenpflege und dem absolut grandiosen haptischen Vergnügen, neue Produkte in die Hand zu nehmen und zu bewundern. Hierbei ist nicht entscheidend, ob es Unikate, Drucke in Kleinstauflagen oder Offset-Reproduktionen in größeren Auflagen sind, es geht um Buchkunst abseits des Üblichen.
Für mich als Journalist beginnt die Qual der Auswahl, was ich dem geneigten Leser näherbringen möchte. Ich habe mich auf fünf Beispiele konzentriert, die unterschiedlicher im Handwerk nicht sein können. 

... weiterlesen auf "Die auswärtige Presse e.V."

(Ralf Plenz)

Sammlung Werner Kießig

Das Stabi Kulturwerk zeigt aktuell eine Wechselausstellung zur Sammlung des Pirckheimers Werner G. Kießig (1924 - 2014). In einem Pirckheimer-Abend 2017 stellte Thomas Klaus Jacob der Berlin-Brandenburger Regionalgesellschaft den seinerzeit übernommenen Nachlass des Meisters der Einbandkunst vor.
Aus Anlass von Kießigs 100. Geburtstag gibt es nun in der Dauerausstellung neben der Treppe zur Schatzkammer eine große Vitrine mit von ihm gestalteten Einbänden, die wirklich ganz großartig sind. Sie werden nur noch bis zum 14. April zu sehen sein, ab 16. April wird dann eine weitere Kollektion gezeigt.

Im Zusammenhang mit der Ausstellung zum 100sten Geburtstag wird es Anfang Juni ein Werkstattgespräch mit den zuständigen Mitarbeitern und Frau Kießig geben.

Werkstattgespräch: 6. Juni 2024, Anmeldung erforderlich

Stabi Kulturwerk
Staatsbibliothek zu Berlin, Haus 1
Unter den Linden 8, 10117 Berlin

1 Kommentar:
  Peter D. Verheyen hat gesagt… (13. April 2024)
Danke hierfür - Kiessigs Einbände sind wirklich faszinierend.
Die Einbandsammlung wird auch von der Stabi Digitalisiert mit mehreren Ansichten und Details von den Einbänden. Der Anfang im Link.

Freitag, 12. April 2024

Buchkuriosa. Kleine und größere Verrücktheiten

Michael Faber, ehemaliger Vorsitzender der Pirckheimer-Gesellschaft und Verlagsinhaber, stellte am 11. April vor der Pirckheimer-Gesellschaft und dem Berliner Bibliophilen Abend in der Stadtbibliothek Berlin Buchkuriosa vor, die seines kürzlich erloschenen Verlags Faber & Faber in den letzten Jahrzehnten entstanden.
Das erste Buchkuriosum geht zurück auf ein 1975 entstandenes Beutelbuch "Alter Wein in neuen Schläuchen" mit kolorierten Holzstichen von Egbert Herfurth, welches im VEB Polygraph Leipzig erschien.
In der Folge entstanden bei Faber & Faber spätestens alle drei Jahre ein weiteres Kuriosum, so ein Drillingsbuch, ein an sechs Buchschnitten aufzuklappendes Buch, ein Kugelbuch, das kleinste in Serie hergestellte Buch, ein Ranzen-Buch, Schuh-Bücher und weitere "kleine und größere Verrücktheiten".
Fotos © ad, weitere Fotos (©) Ralf Parkner hier

Kulturstaatsministerin offenbart ihr Unwissen

In der gestrigen "Berliner Zeitung" ist ein Artikel von Anja Reich "Wie Claudia Roth entdeckt hat, dass es in der DDR auch Literatur gab" zu lesen, der vom kompletten Unwissen der Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) in Sachen DDR-Literatur und Bücher in der DDR handelt. Vielleicht macht sich Frau Roth mal nach Staucha auf den Weg. Dort steht die imposante Sammlung von unzähligen Büchern aus der DDR, die der kürzlich verstorbene Schauspieler, Theatermann und Kulturbeförderer Peter Sodann zusammengetragen und vor der Vernichtung gerettet hat.
In meiner Berliner Altbauwohnung standen einst um die 5000 Bücher aus der DDR. Ergo: Es gab erstens die Bücher, sie hatten zweitens niedrige Preise, und ich konnte drittens die Miete für die Stellfläche zahlen.

(Wolfram Adolphi)